www. Beluga-on-Tour.de


Navigation

Kapitel 1

•   Der erste Schritt

•   Die Vorbereitungen

•   Das Boot und wir

•   Auf geht's




Die Vorbereitungen

Es ist immer noch nicht Frühling.
Jetzt haben wir auch noch Hochwasser im Rhein und können nicht aufs Boot.
Schon das 5. mal in diesem Jahr. Irgendjemand oder -etwas ist gegen uns.

"Niemals werde ich mit meiner Arbeit fertigt, die Zeit läuft mir unter den Fingern weg."
Mein Spatzel nervt nur.
Immer ist er rechtzeitig fertig geworden.
Oder etwa nicht?
"Es heißt die Deutschen hätten den Verstand in den Händen, also lass rund gehen, das schaffst du schon."

"Du kannst schon langsam anfangen einzukaufen was du so alles mitnehmen willst."

Oh, das ist Musik in meinen Ohren. Einkaufen allein ist schon eine schöne Sache. Ich bin in meinem Element.
"Denk dran, wir fahren nicht in Niemandsland. Überall bekommst du alles. Das ganze Gewicht müssen wir mitschleppen, kostet alles nur Sprit."
Klatsch, schon gleich der erste Dämpfer.
Als käme es auf ein Kilo mehr oder weniger an. Am besten man hört gar nicht hin.
Wollen wir ein halbes Jahr weg sein, brauchen wir schon einiges.
Wer mag schon den schwarzgebrannten französischen Kaffee, wir jedenfalls nicht. Und unseren Frühstückstee, edelster Asam, den gibt's in Frankreich auch nicht an jeder Ecke und wenn, dann höchstens im Teebeutel, igitt.
Apropos Beutel, Teefilter brauchen wir auch.
Ach und Arznei. Kein Arzt will dir eine Menge für 200 Tage verschreiben, das wird auch noch ein Kampf.
Wir lieben das französische Baguette, doch manchmal ein deftiges selbstgebackenes Bauernbrot, das braucht man einfach.
Kohle-Filter für den Brita-Wasser-Filter, Kohlesäurepatronen für den Soda-Club, ein paar Dosen Hausmacher und leckere Frankfurter Würstchen, sind auch nicht zu verachten.
Hab ich im Herbst nicht stundenlang in der Küche gestanden und Quitten- und Apfelgelee gekocht, soll ich die jetzt vielleicht zu Hause lassen?

Oh je, wenn er den Koffer voller Bücher sieht!?! Egal was er sagt, sollen wir vielleicht verblöden? Das muss alles mit.

"Das kann ja wohl nicht wahr sein, soviel Kram haben wir ja noch nie aufs Schiff geschleppt. Das ist ja mindestens eine Tonne."
Das sagt er jedes Jahr. Ist dann aber doch froh, wenn wir nicht gleich im ersten Hafen an Land rennen und einkaufen müssen.
Ein kleines bisschen schlechtes Gewissen hab ich schon, wenn er aus dem Schiff hüpft und sorgenvoll seine (versunkene) Wasserlinie bedauert.
"Bestimmt hab ich was ganz Wichtiges vergessen!!"
Klar, er verdreht die Augen.
"Pack Ausweise und Geldkarten ein und die Bootspapiere, mehr brauchen wir nicht."

Oh, du heilige Unschuld. Fast hätte ich meine Faltencreme vergessen. Frau braucht Nacht- und Tagescreme und Waschlotion und Feuchtigkeitsmaske, ab und an eine Straffungsampulle.

"Meine Oma hat immer gesagt dir bleiben die Augen stehen, wenn du sie so rollst."

Männer verstehen von Faltenpflege überhaupt nichts.
Soll ich mit 60 aussehen wie eine alte Schrapnelle?
Männer können gar nicht mitreden, die mit ihrem ekelhaft straffen Bindegewebe und ihrer widerlich starken Zellstruktur.
Meckere ich vielleicht rum, wenn er für seine empfindlichen Zahnhälschen eine Spezialzahncreme mitnimmt? Was gibst denn da rotzig zu grinsen, wenn ich die Spezialcreme für mein Faltenhälschen einpacke!

Kleider sind kein Problem für uns. Erstens haben wir eine Waschmaschine an Bord und zweitens wollen wir ja keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Praktisch und pflegeleicht und bloß nicht zum bügeln. Fertig!
"Hör mal mein Spatzel, ich wäre fertig, lass uns losziehen."
"Du kannst noch so hibbelig sein, vor Ostern fahren wir nicht."

Mannomann, dieses Ostern zieht sich dieses Jahr vielleicht.