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Kapitel 4

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Der Sambre

In der quicklebendigen Stadt Namur biegen wir in die Sambre ab.
Als erstes Reiseziel in Belgien peilen wir Brüssel an.

Die Sambre entspringt bei Le Nouvin-en-Thiérache und mündet nach 193 km in die Maas. Seit der 2. Hälfte des 17.Jh. wurde sie zur "flottage" von Baumstämmen benutz. Nach dem Bau von Schleusen konnte sie auch von Lastkähnen befahren werden. Hauptsächlich wurde auf der Sambre Kohle von Belgien nach Frankreich verschifft und als Rückfracht Grubenholz für den Bergbau. Durch den Canal de la Sambre á l'Oise ist die Sambre mit der Seine verbunden. Der französische Kanal wurde primär als Transportweg für die belgische Waffenindustrie gebaut.

Im Zusammenfluss mit der Maas führt die Sambre ein merkwürdig braunes Wasser.
"Manfred, glaubst du, dass das Moorwasser ist?" "Kann schon sein, du hast doch gelesen, dass es an der Maas Moore gibt, warum nicht auch an der Sambre?"
Ich bin etwas irritiert, doch unsere Fahrt Sambre aufwärts lenkt mich ab.
Vor uns liegen sanfte Hügel und Berge bewachsen mit Wald, von Industrie keine Spur. Wenn jemand behauptet der Herbst zaubere die schönsten Farben in die Wälder, der hat noch niemals bewusst einen Frühlingswald gesehen. Es gibt keinen Farbton der Grünpalette, der hier nicht vorhanden ist. Das zarte gelbgrün der Birkenblättchen bis hin zum schwarz-grün der Fichten und Tannen. Strahlendweiße Apfel- und Kirschbäume, dazwischen das dunkle Rot der Buchen und manchmal blitzt schon ein satt-gelber Ginster hervor.
Wie sehr wünschte ich mir die geschliffene Poesie eines Goethe oder wenigsten die blumigen Fabulierungen von Mörike zu beherrschen.
Wie herrlich könnt ich jetzt beschreiben des Waldes buntes Frühlingskleid verzaubert von der Engel Schwingen, geküsst von güldenem Aug.
Entschuldigung, aber man muss Versuchungen einfach nachgeben, wer weiß ob sie noch mal wieder kommen.

Die Wildform unserer Kulturkirsche ist in allen Wäldern stark verbreitet. Die Griechen bauten schon im 4.Jh. v. Chr. Kirschen an und Lukullus führte sie 64 v. Chr. in Rom ein. Manche glauben Lukullus hätte die Sauerkirsche importiert, dann haben möglicherweise die Alemannen die Süßkirsche als erste kultiviert. Egal wie, Kirschen sind lecker, besonders im Michel oder Strudel und heiße Sauerkirschen mit Rum auf Vanille-Eis sind auch nicht zu verachten.

Der April beglückt uns mit seinen sämtlichen Launen. Platzregen, dass du dich fühlst wie Noah auf der Arche, aber auch strahlender Sonnenschein wechseln ab und tauchen dich in ein Wechselbad der Temperaturen. Eine prima Gelegenheit für mich den neuen Regenmantel auszuprobieren, über den sich mein Sohn Robin halb tot gelacht hat. Aber er bewährt sich prima, außer eiskalten nassen Händen und Füßen ist alles trocken. Jan der Holländer ruft rüber: "April machen was er will." Ich lache zurück. "In Holland und in Deutschland! Und jetzt auch bei den Belgiern."

Ab und an schippern wir jetzt auch an Industrieanlagen vorbei, Werften, Sandverladestellen, chemische Fabriken, Glashütten. Das Wasser wechselt die Farbe, es wird immer schwärzer. "Mensch Doris, schau dir das mal an. Deine viel bewunderten Hügel sind alles Kohleabraumhalden!" Und er hat Recht. Riesige Abraumhalden, seit vielleicht hundert Jahren hier aufgetürmt, überzogen von Wald, als solche kaum mehr zu erkennen.

Und dann sind wir in Charleroi. Habe ich geglaubt von der Schwerindustrie an der Maas beeindruckt zu sein, hier bleibt mir die Spucke weg. Eine Schleuse bringt uns direkt ins Herz von Gießereien, Stahlkochereien und Walzwerken. Würde Feuer um uns lodern, wären wir mitten in einem Hochofen. Dutzende Schiffe liegen rechts und links von uns und laden Schrott aus. Man kann kaum die Augen richtig offen halten, soviel Staub und Dreck fliegt in der Luft rum. Eine bizarre, skurrile Welt. Das Wasser der Sambre ist schwarz von gelöstem Kohlestaub. Manfred unkt sofort: "Die Brühe ist ja so dick, die verstopft mir bestimmt die Filter."

Leider befahren wir die Sambre nur bis hierher, um dann rechts abzubiegen in den Canal de Charleroi á Bruxelles.