www. Beluga-on-Tour.de

 

 

Navigation

•   Begleiten sie Frau Hinkebein
    auf ihrem Weg nach Süden


•   Die Mosel

•  Canal de l'est branche sud,
    Vogesenkanal


•   Saône

•   Rhône

•   Die Camargue

•   Canal du Midi

•  Canal latéral à la Garonne

•   Toulouse

•   Zurück auf dem Midi

•   Canal de la Robine

•   Canal du Rhone a Sete

•   Zurück auf der Rhône

•  Auf der Saone

•   Der Doubs

•   Richtung Elsass

•  Abstecher nach Colmar

•  Plobsheim

Der Doubs




Die Schleuse in den Canal du Rhône au Rhin kann man ganz leicht übersehen, doch wir passen natürlich auf, hier werden wir uns die nächsten 4 Wochen aufhalten.

Wer einmal die in die Schleusen hereinbrechenden Wassermassen beim Öffnen der Schütze durch Hebel erleben durfte, wird künftig mit Schleusenprahlerei sehr vorsichtig sein. Manchmal ist es besser den Mund zu halten, als ihn zu öffnen und alle Zweifel an der eigenen Dummheit zu beseitigen. Nach und nach werden die Schleusen automatisiert. Die Schütze entschärft, die einströmenden Wassermassen kontrolliert. Die ewig Gestrigen werden dramaturgisch brisante Märchen erzählen, die nachgewachsenen Oberwichtigtuer werden sie milde belächeln. C´est la vie!

Nach 10 km durchqueren wir ein schauerliches Industriegebiet, mit Chemiewerken und Dekandierbecken. Die gifte Brühe lässt noch nicht mal Gras an ihren Hängen wachsen. BASF im Kleinformat.

Doch unterhalb Dole, dem Geburtsort von Louis Pasteur, treffen wir wieder auf den Doubs. Schon von weitem erkennen wir die Basilika Notre-Dame und freuen uns diesen wunderschönen Ort wiederzusehn. Eine Woche verweilen wir hier und schlemmen in der mittelalterlichen Vergangenheit und Schönheit des Ortes. Eine Stadt, wo Geschichte dem Leben Profil verleiht. Alleine die Orgel in der Basilika ist ein Besuch wert. Die heilige Kapelle in ihrer umwerfenden Pracht kann man nur andächtig bestaunen. Am Kanal der Gerber glaubt man in Venedig zu sein. Und keine Stadt in Frankreich, die etwas auf sich hält, ohne Markthalle. Wir können, was Lebensart anbelangt, viel von den Franzosen lernen.

Am 5.9. passieren wir hinter Dole eine Platanen-Allee, die uns sehr an die schönsten Stellen am Canal du Midi erinnert. Ach, hätten wir nur jetzt ein kleines bisschen Hitze vom Midi, wir könnten sie gut gebrauchen.

Es ist typisch für weite Strecken des Doubs, dass sich Fluss und Kanal ständig abwechseln. Das hat einen ganz besonderen Reiz. Oft ist der Kanal nur im Einbahnverkehr zu befahren. Die Strecke nicht breiter als die Schleuse. Dann etwa 2 m höher neben uns eine Straße, vom Kanal nur getrennt durch Betonpoller, die verdächtig an Zinnen erinnern. Du hast das Gefühl im Burggraben zu fahren.

Ein kurzes Stück Tunnel. Aus dem Berg gehauen sieht er fast aus wie eine Grotte. Am Ausgang ein Standbild der Mutter Maria. Diese Hilfe haben die Penichenfahrer sicher auch gebraucht. Nach dem Tunnel geht der Kanal rechtwinklig weiter. Selbst wir müssen rangieren, mit einer Maschine vorwärts, der anderen rückwärts, damit wir die Nase ums Eck bekommen.

Vor der ersten Doppelschleuse haben wir unfreiwilligen Aufenthalt. Doppel rot heißt Ausfall. Nach einer Stunde geht's weiter. Liegeplätze sind sehr spärlich. Und obendrein auch noch von Hotelpenichen oder den Riesen-Pötten der Holländer und Engländer belagert. Damit haben wir keine Probleme, wir ankern gern.

Beim Verlassen der Schleusen fahren wir oft direkt am wilden Wehr vorbei. Mit aller Macht versucht es das Schiff an sich zu reißen. Das bedarf schon großer Aufmerksamkeit und Umsicht von meinem Kapitän.

Die ganze Betonnung am Doubs ist etwas abenteuerlich. Plötzlich siehst du vor dir einen kleinen roten Zipfel aus dem Wasser ragen. Das ist wohl der Rest einer abgesoffenen Tonne. Oder am Ufer steht ein Schild >15 m. Also, musst du 15 m raus, nur wie lange? Ein anderes Schild sagt >70 m. Ich habe nicht gedacht, dass der Doubs hier überhaupt 70 m breit ist.

Eine Kurve und vor uns ragt der Felsen von Besancon auf, der Hauptstadt des Franche-Comté. Obendrauf wie der Deckel auf einem Topf die Citadelle von Vauban. Gigantisch. Wir sind mutig und nehmen "la Boucle du Doubs" So kommen wir in den Genuss einer richtigen Stadtrundfahrt, mit alten Patrizierhäusern und auf der anderen Seite den prächtigen Quadersteinbauten. Dazwischen die trutzigen Befestigungsanlagen und Wachtürme, auch sie von Vauban, im Auftrag Ludwig XIV.
"Die Kunst der Befestigung hat nichts mit Regeln und Systemen zu tun, sondern orientiert sich ausschließlich am gesunden Menschenverstand und der Erfahrung".
Vauban war der größte und erfolgreichste Feldherr und Baumeister seiner Zeit. In der von ihm gebauten Befestigungsanlage in Metz hielten die deutschen Truppen 1944 mehr als zwei Monate lang ihre Stellung gegen General Eisenhower. Das bedarf keines zusätzlichen Kommentars.

Eine Fahrt durch das unberührte Doubs-Tal ist für jeden Naturfreund ein unvergessliches Erlebnis. Der Fluss hat derzeit durch die vielen Regenfälle einen halben Meter mehr Wasser als normal. Jedes noch so kleine Wehr ist jetzt ein richtiger Wasserfall. Die Sogwirkung auf das Schiff ist enorm. Der Strom fließt so schnell wie der Rhein im Binger Loch. Bei richtigem Hochwasser möchte ich hier nicht unbedingt fahren. Ankern kann man vergessen, viel zu gefährlich bei der Strömung.
Aber in den Kanalstücken findet man schon ein Plätzchen am Ufer, auch wenn man sich an der Leitplanke festklammern muss.

Die Schleusen im Doubs sind zum größten Teil automatisiert, d.h. wir haben so eine Art Garagentordrücker, geben damit Signal und die Schleuse setzt sich in Betrieb. In so einer Kammer sind wir gerade am hochschleusen, als ein Auto von der VNF angerast kommt.

Ganz aufgeregt steigt eine junge Frau aus, fuchtelt mit den Armen und macht uns verständlich, dass ein Commerce (Peniche) kommt. Sie ist sehr aufgeregt. Manfred wirft das Funkgerät an:" Bateau Beluga verlässt die Schleuse 42." "Hier Spitz Wallhall, beeil dich, ich bin schon kurz vor der Schleus und kann in dem starken Strom nicht aufstoppen." "Bin schon aus der Schleuse, fahr ruhig weiter, ich schaffe vor dir die Ausfahrt aus dem Schleusenkanal." Manfred mit Vollgas durch den schmalen Ausfahrtskanal. Die Nase kaum im Strom. " Beeil dich kann nicht stoppen." " Sind schon draus." Wir schießen aus dem Loch in den Fluss, der Penich direkt neben uns dreht schon das Achterschiff. Alles gut geklappt. "Hinter mir kommt nichts mehr, was einen Spitz anbelangt."

Na ein Penichen-Spitz am Tag in ner brenzligen Situation, das reicht ja wohl. Zum Glück wars einer aus Saarbrücken, wegen verstehen und so. Die Dame von der VNF begleitet bei diesen Wasserständen das Berufsschiff um die Schleusen klar zumachen, dass es gleich einfahren kann. Müsste er anhalten und warten bis die Schleuse aufgeht, stände er quer im Strom und würde es nie mehr schaffen in den schmalen Schleusenkanal einzufahren. Ab und an ein kleiner Adrenalinstoß hält wach.

Die Franzosen sind ein Volk der Angler. Leider sitzen sie immer auf der falschen Seite des Kanals, sonst bräuchten sie keine 10 m langen Angelstöcke um am gegenüberliegenden Ufer zu fischen. Sehr aufmerksam beobachten wir seit Monaten die Angelerfolge und ich muss gestehen, wir haben noch keinen Angler gesehen, der einen ordentlichen Fisch am Haken hatte. Tja, um einen Schlauen zu fangen, darf man keinen Dummen schicken. Vielleicht sollte Frankreich doch besser beim Boule-Spiel bleiben.

Der Doubs verlässt uns jetzt, dient nur noch als Wasserreservoir und langsam nähern wir uns der Grenze des Franche-Comté. Nehmen Abschied von seinen so typischen, mit bunt glasierten Kacheln belegten Kirchtürmen. Wenn du morgens einem Angler ein fröhliches "bonjour" zurufst und er zurück knurrt "morn", dann bist du im Elsass. Die deutschen und schweizer Einflüsse sind unverkennbar. Man darf nicht einen ganzen Volksstamm über einen Kamm scheren, aber durch übergroßen Charme und Freundlichkeit sind die Elsässer wirklich nicht bekannt.

Das Jura mit seinen schroffen Kalksteinfelsen geht über in die sanften Hänge der Vogesen. Hier beginnen auch die kleinen gepflegten Einfamilienhäuschen mit ihren manikürten Vorgärten und akkurat mit der Messlatte gestutzten Ligusterhecken. Wie die Bergziegen klettern wir von Schleuse zu Schleuse, bis endlich Montbéliard mit seinem komfortablen Hafenbecken in Sicht kommt. Die Stadt wird dominiert von einem sehr beeindruckenden Schloss aus dem 15. Jh., gebaut von Henriette von Württemberg. Leider sind die ehemaligen Privaträume nicht zu besichtigen, oder nicht mehr vorhanden. Vier Jahrhunderte lang war das Gebiet von Montbéliard Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die erste Stadt Frankreichs, die wir kennen lernen, die von sich selbst sagt, dass sie vom Charme und Schönheit seiner deutschen Vergangenheit und sein Rhythmus durch alemannische Traditionen geprägt wurde.
Es gelingt den Franzosen doch immer wieder uns zu erstaunen.

Hier erreicht uns die Schreckensnachricht aus Amerika. Wir legen eine Pause ein. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen läuft unser Fernseher. Als er plötzlich nur noch Grünspan zeigt, rennen wir in die Stadt und kaufen einen neuen. Wir haben zwei befreundete Ehepaare durch schreckliche Unfälle verloren. Der Schock ist uns nicht unbekannt. Den Verunglückten und Hinterbliebenen gehört unser ganzes Mitgefühl. Die Bedenken, dass der Ami unüberlegt zurückschlägt, bewahrheiten sich gottlob nicht. Schon Homer sagt: Selbst ein Schatten, jagt er Schatten! Nostradamus´ Voraussage für dieses Jahrhundert, ein vom Islam angezettelter dritter Weltkrieg. Nur ein Märchen?