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Plobsheim

Noch einmal ein Stück Rhein, nicht mehr ganz so grausig, aber auch nicht aufregend und schon schlüpfen wir in das letzte Stück Canal du Rhône au Rhin, den Nordarm nach Straßburg.
In Plobsheim ist Skippertreffen. 60 Boote, deutsche und französische, ein richtig nettes Fest.
Am Freitagabend gibts Flammekuche. Schmeckt superb.
Besser noch ist die Idee für den Backofen, haben wir sofort geklaut.
" Hallo Freunde zu Hause, ihr wisst noch nicht was euch blüht. Macht euch schon mal auf Hausmacher Sutterschen Echt Elsässer Flammekuchen gefasst."

Am Samstag sind wir in ein richtiges Piratennest geraten. Schreckliche Gestalten inmitten ihrer Schatzhöhle führen animiert durch Ströme von Alkohol furchterregende Freudentänze auf.
Weil mein Spatzel mit seinem Tauchsieder-Syndrom sich schwer in Auf- und Abbau der Räuberhöhle hängt, dürfen wir nur abziehen mit dem Versprechen nächstes Jahr wieder zu kommen. Scheen wars, schau mer mal!

Ich habe nicht gewusst, dass sich Elsässer und Lothringer genauso wenig grün sind wie Pfälzer und Saarländer. S´ Schengele, die Franzosen nennen ihn Jean, die Deutschen Johann, erzählt uns, dass die richtigen Elsässer so gut wie ausgestorben sind. Im 15.Jh. wütete die Pest im Elsass und raffte die Hälfte der Bevölkerung dahin.

Anschließend kamen die " Lottringe un han de Rescht hi g´macht". "Sellhie san mier: "Hiet di vor de Lottringe."
Jean erzählt uns auch, dass sein Großvater Zöllner am Rhein war. Zu der Zeit waren ständig Schmugglerbanden zwischen den beiden Ufern des Rheins unterwegs.
Der Großvater ist 1868 im Rhein ertrunken.
" Der isch versoff, den hams ni g´schmiss, des wisset mier."
" Mir Elsasser habet des Schaffe von di Ditsche g´lernt, de Franze hät jo iber de Stag g´schisse."
S´Schengele ist wirklich ein Original. Anschließend bringt er uns noch einen Sack voll Walnüsse.

Der Pfarrer hält eine Messe in der Schifferkapelle Notre Dame (wie könnte sie sonst heißen?) in Deutsch und Französisch. Er erbittet Gottes Schutz gegen Flut, Krieg und Überdruss, anschließend segnet er die Boote. Vielleicht hilft es uns die nächste Heimsuchung zu meistern.



Die Maria vom Eichwald in der Schifferkapelle in Plobsheim

Gegen den Regen, der unseren Weg nach Straßburg begleitet, hilft es uns leider nicht.
Hier treffen wir Jan, den fliegenden Holländer. Ein Partikulier alter Schule, immer unterwegs. 45.000 km jährlich legt er mit seinem Frachtschiff " Deanne W." zurück, im Schnitt ca. 12 km die Stunde. 80.000 km mit seinem Auto. Die restlichen paar Stunden, die ihm bleiben, fliegt er um die halbe Welt, geht tauchen, rennt beim Tennis hinter einem Ball her oder rutscht auf Brettern einen Hang hinunter. Für mich bewegungsmuffeligen Stubenhocker ein erschreckendes Phänomen.



Zwei Rheinschleusen, eine herrliche Flussfahrt bei strahlendem Wetter und unsere Reise durch Frankreich ist beendet.
Zuhause sind wir noch lange nicht. Bereits jetzt vermissen wir ein Cote de boeuf, frisches Baguette und den herrlichen, stinkigen Käse, wie Comté, Perac oder Crotin de Chevre. Von seinem allzeit bereiten Cubi vin rouge wird mein Kapitän nachts träumen.

Wir danken den Franzosen für Ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft.

Möge es ihnen gelingen, dass die Schwinge ihrer Freiheit auch nicht das kleinste Federchen verliert.

Was reif in diesen Zeilen steht,
was lächelnd winkt und sinnend fleht,
soll keinen Mensch betrüben,
die Einfalt hat es ausgesät,
die Schwermut hat hindurchgeweht,
die Sehnsucht hats geschrieben


Doris und Manfred Sutter


Nachwort:
Wir haben auf dieser, unserer ersten langen Reise ausschließlich gefilmt, deshalb sind alle Bilder aus anderen Jahren.