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Zurück auf der Rhône


Arles, das kleine Rom Galliens hat seit der Antike ein außergewöhnliches Schicksal. Phönizier, Griechen, Kelten und Römer, Invasionen von Barbarenhorden, wie Westgoten, Ostgoten, Burgunder, Franken und Sarazenen, alle haben hier ihre Spuren hinterlassen. Der gute König Rene von Anjou hat Arles und die Provence endgültig der Krone Frankreichs einverleibt. Alle die wunderbaren Monumente, die wir heute noch besichtigen können, sind Zeugen einer bewegten und ruhmvollen Vergangenheit. Vincent van Gogh hat in Arles zwei Jahre vor seiner geistigen Umnachtung einen wahren Schaffensrausch. 200 Bilder in zwei Jahren, kein Wunder dass der arme Kerl irre wurde.

Ist es nicht bezeichnend für unsere nüchterne Zeit, dass zwischen den Wegweisern >Théâtre Antique >Amphithéâtre >McDonalds gleichrangig ist?



Doch leider müssen wir uns auch von dem wundervollen Arles trennen und weiter zu dem noch beeindruckenderen Avignon. Die 40 km Flussfahrt sind einfach nur schön, bei strahlendem Wetter und einer nur leichten Brise genießen wir die freie Fahrt nach der wochenlangen Enge der Kanäle besonders.

Ein Chronist des 14.Jh. nennt den Papstpalast das schönste und befestigtste Haus der Welt. Und beeindruckend ist dieses Monument der Christenheit wirklich. Schön kann ich es nicht nennen. Weiß, romanisch und klotzig. Selbst einem der Päpste war das zu viel, er ließ sich gleich daneben in gotischem, aufgelockertem Stil ein kleines Palais bauen, das er dann auch bis zu seinem Tod bewohnte. Besonders schön finden wir die Stadtmauer, welche die Stadt wie eine Krone umgibt. Sie sorgte für Dauerbeschäftigung der Avignoner Baumeister, war eine ständige Baustelle in der Geschichte der Stadt. Wunderschön auch die Gärten des Doms, mit Wasserbecken und künstlichen Grotten.

Neugierig wie ich nun mal bin, zwänge ich meine Nase an einem uralten, heute schäbigen, früher einmal sehr schönen Haus, durch die Gitterstäbe um durchs offene Fenster zu gucken. Ein ziemlich lottrig aussehender junger Mann winkt uns rein, damit wir es von innen ansehen können. Die Ausstattung muss einmal ein Traum gewesen sein. Kassettendecken, jedes einzelne Viereck bemalt, Holzverkleidung an den Wänden, darüber rote Stofftapeten mit Rosenmuster, uraltes Schiffsparkett, offener Kamin, jedes Museum hätte sich die Finger geleckt, nur leider alles total vergammelt. Zum Restaurieren bräuchte man einen Geldschisser.

Es erstaunt uns immer wieder, dass die Menschen zum Ende der Welt müssen, aber die Schönheiten der Natur und Kultur vor ihrer Haustür nicht kennen.

Es sei mir an dieser Stelle erlaubt zwei Männer zu erwähnen, die meine größte Hochachtung wegen ihres Könnens und ihrer Weitsicht haben. Zum einen ist da Vauban, der im 17.Jh ein genialer Baumeister war. Frankreich verdankt ihm beeindruckende Bauwerke, z.B. die Citadellen von Besancon und Verdun, Brücken, Viadukte und Befestigungsanlagen. Schon in seiner Zeit hat er sich um Erhaltung alter Bausubstanz bemüht.
Und Viollet le Duc, er betrieb im 19.Jh. energisch die Restaurierung alter Bauwerke. Ohne diesen Mann ständen heute von Carcassonne, auch von Avignon und zahllosen anderen Gebäuden nur noch Ruinen. Zwei große Männer fast vergessen!

Es liegen noch 240 km Rhône vor uns, wir wollen weiter.



Der Mistral, vor dem wir etwas Bammel hatten, verschont uns. Mit Südwind fahren wir bergwärts. Im Laufe des Tages frischt der Wind immer mehr auf, bis die Rhône berg auf fließt, gut für uns. Zu unserer linken Châteauneuf-du-Pape, von Papst Johannes XXII. 1300 erbaut, 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Nur noch bekannt für seinen hervorragenden Rotwein. Unter der Marke Cote du Rhône, gibt es sehr prominente Weine. Wir mögen allerdings den leicht harzigen und bitteren Nachgeschmack nicht.

Einige Kilometer weiter ein riesiges Fabrikgelände, Nuklearfabrik für Uranium-Isotopentrennung. Monumente zur Entpersönlichung modernen Lebens. Die Donzier-Schlucht, bewacht von einer riesigen Statue des heiligen Michael. Kolossal!! Oder Viviers, 1032 an Deutschland angeschlossen, kam erst zu Beginn des 14.Jh. zurück nach Frankreich. An Montélimar fahren wir ungern vorbei, hier gibt es den besten Nugat der Welt, aber leider keinen Anlegeplatz für Sportboote in der Nähe.

Mit Wut und Traurigkeit entdecken wir die Zerstörung der Berge durch Steinbrüche.
Massakriert, zerfetzt, verstümmelt, durch die Bestie Zivilisation. Die Natur kann vieles heilen. Pflanzen und Bäume wachsen wieder. Neue Tierarten entstehen. Der Mensch ist ohnehin entbehrlich. Diesen Frevel an ihren Bergen kann die Natur nur verstecken unter einem Mäntelchen dürftiger Vegetation. Wir sollten wirklich darüber nachdenken.

Trotzdem!! Wir genießen unsere Flussfahrt bei dem herrlichen Wetter und können uns an dem schönen Tal nicht satt sehen. In Tournon würden wir gerne halten und das Schloss der Grafen, hoch oben auf dem Fels, besichtigen. Der Hafen ist leider versandet, andere Anlegemöglichkeit gibt es nicht. Über Andance wachen 3 Kreuze, als Andenken an die 3 Jungfrauen, die sich hier in die Rhône stürzten, weil ihre Verlobten nicht von den Kreuzzügen heim kamen.

Auch von der Rhône bringen wir ein Souvenir mit. In Contrieu liegen wir in einer Box im Yachthafen. Neben uns versucht ein anderes Boot ebenfalls anzulegen. Vollgas in die Box, Ruder backbord, also geht sein Achterschiff nach steuerbord, mit Schwung in unsere Richtung. Mit dem Ergebnis, dass er uns hinten rammt und sein Außenborder unser Achterschiff verkratz. Mehrere Versuche braucht er, zehn Mann stehen auf dem Steg, wir auf unserem Boot, alle um zum helfen, alles hat geplärrt": Kein Gas, arrêtez le moteur. Wir fangen dich schon." Doch alles sinnlos. Manchmal kann ich mich nur wundern, wie ruhig Manfred bleiben kann. Ich habe einen sicher nicht mehr messbaren Adrenalin-Spiegel. Die Deppen sollen doch zu Hause bleiben, wenn sie ihr Boot nicht beherrschen.

Am 17.8. laufen wir in Lyon ein. Die Rhône lassen wir hinter uns. Der Mistral will uns noch mal ärgern, aber keine Chance, die letzten Kilometer kann er uns nichts mehr anhaben. Die selbsternannte Welthauptstadt der Gourmets hat so viele Sehenswürdigkeiten, dass man nur um die Altstadt zu erkunden tagelang beschäftigt ist. Der Volksmund sagt es gibt in Lyon drei Flüsse: die Saône, die Rhône und den Wein. Und noch etwas erstaunt uns, die Hälfte der Geschäfte in der Lyoner Fußgängerzone ist an einem Freitagnachmittag im August geschlossen. Sommerferien! Basta! Das Durchfahren einer so großen Stadt ist einfach ein Erlebnis. Leider ist unsere Freude gedämpft. Heute Nacht haben uns die Barbaren doch tatsächlich unsere Fahrrädchen geklaut. Klamm heimlich, bevor wir was gehört haben, sind sie schon über alle Berge.

Ich wache auf, weil mich eine Schnake belästigt. Als sie endlich weg ist, spritzt Manfred plötzlich aus dem Bett. Ich denke:" Aha, jetzt traktiert sie ihn." Doch er geht nicht wie erwartet aufs Clo, sondern ins Ruderhaus. Bleibt einen Moment, geht dann in aller Seelenruhe Pipi machen und sagt ganz ruhig auf diesem Weg": Eben haben sie uns beide Rädchen geklaut." Nach seinem Geschäft geht er raus, sammelt die Überreste vom Fahrradschloss ein und sagt ganz cool: " Das war vorbereitet, guck dir nur mal den scharfen Schnitt an, das ist ja ein ordentliches 8 mm Stahlseil, da kann man mit einem Seitenschneider nichts ausrichten." Ich habe überhaupt nichts gehört und Manfred wohl nur das Geräusch als der letzte vom Schiff gehupft ist.
Abends haben wir noch mit Holländern zusammen gesessen und darüber geplaudert was die Bootsfahrer so alles erzählen, was ihnen schon passiert ist und wir haben uns gefreut, dass uns gottseidank solche Dinge bis jetzt erspart blieben. Denkste! Trotzdem bin ich froh, dass Manfred nicht schnell genug war und die Kerle ertappt hat, wer weiß was dann noch alles geschehen wäre.
Da ich eh kein so begeisterter Fahrradfahrer bin, trifft mich das ganze nur dahingehend, dass jetzt die allmorgendliche Baguette-Beschaffung nicht nur äußerst schwierig ist, sondern in den meisten Fällen ganz weg fällt.

Au revoir Lyon, du bist nicht freundlich zu uns.