www. Beluga-on-Tour.de

 

 

Navigation

Kapitel 5

•   Frankreich
•   Von Nordfrankreich
     nach Paris
•   Pause in Cambrai
•  Canal de St. Quentin
•   Canal de l'Oise á l'Aisne
•   Soissons
•   Compiègne
•   Die Oise
•   Die Seine
•   Conflans-St-Honorine
•   Paris
•   Essen gut -- alles gut
•   Liberté, Fraternité, Egalité
•   Märkte in Paris
•   Von Paris zur Saône
•   Canal du Loing
•   Vom Fische fangen
•   Menschen unterwegs
•   Canal de Briare
•   Charles Louis de Saulces
     de Freycinet
•   Châtillon-Coligny
•   Rogny
•   Meenzer derfe des
•   Canal Lateral à la Loire
•   Briare
•   Sancerre
•   Ziegenknittel
•   Tarte Tatin
•   Canal de Berry
•   Nevers
•   Nationalfeiertag
•   Fußabstreifertag
•  Decize
•   Essen und Trinken hält Leib...
•   Paray-le-Monial
•   St.Leger-sur-Dheune
•   Stau
•   Flussfahrt Richtung Heimat
•   Ein gallischer Gockel
•   Ein bisschen Geschichte
•   Verdun-sur-le-Doubs
•   Seurre
•   St.-Jean-de-Losne
•   Good life
•  Canal du Rhone au Rhin
     et le Doubs
•   Dôle
•   Der Doubs
•   Die Franche-Comté
•   Besancon
•   Das erste Dampfboot
•   Montbéliard
•   Der Frosch
•   Mülhausen
•   Grand Canal d'Alsace
     und Rhein
•   Straßburg,
    o du schöne Stadt
•   Canal du Rhône au Rhin,
     branche nord
•   Abschied von Frankreich
•   Der deutsche Rhein
•   Worms
•   Meenzer derfe des
    schon widder

Canal de Berry


Mitten ins Herz der Sologne, dem Land der geheimnisvollen 3000 Seen führte früher der Canal de Berry.
Mit drei Armen, in Form eines Y, verband er den Loire-Lateral-Kanal mit der Cher und der Loire.
Ursprünglich war der Kanal 261 km lang und hatte 96 Schleusen.
Ein romantischer schmaler Kanal, dessen Schleusen nur wenig größer waren als die des englischen Narrowbeam-Kanalsystems in den Midlands.
Der Kanal wurde hauptsächlich von spanischen Kriegsgefangenen gebaut.



Die gebräuchlichsten Schiffe auf dem Canal du Berry, waren die berrichons.
Sie waren 27 m lang und 2,60 m breit.
Bei Schließung des Berry-Kanals 1955 retteten sich die letzten 20 berrichons auf den Canal latéral á la Loire. Diese Schiffe wurden meist von Menschen getreidelt. Oft war es die Schifferfrau und ihr Sohn, welche die Boote zogen, während der Mann das Schiff steuerte.
Ein 30 m langes Seil wurde am Treidelmast befestigt, ein Brustgurt, Seele genannt, wurde angelegt und dann hieß es Schritt halten und dieses Tempo um jeden Preis beibehalten. 2 km die Stunde, 20 bis 25 km am Tag. Unter den Brücken waren Vorrichtungen aus Rollen und Rädern angebracht, um Treidelleinen durchzuholen.

Schiffer die es sich leisten konnten, mieteten sich Pferde oder haben eigene Pferde oder Maulesel mitgeführt. Oft wurden 2 oder 3 Mulis oder algerische Esel im Vierergespann eingesetzt. Besonders gut Betuchte konnten sogar Gespanne einschließlich Treidelknecht mieten. Doch meistens sah es so aus:
" Um vier Uhr morgens standen wir auf, meine Frau machte Kaffee, besorgte den Haushalt. Dann sah ich sie den ganzen Tag nicht mehr. Sie ging an Land und führte die Pferde auf dem Treidelpfad. An Bord kam sie nur um das Mittagessen zuzubereiten. Dann stand sie auch am Ruder, denn ich ersetze sie auf dem Treidelpfad."

Warum nur macht es mich nachdenklich, wenn mein Kapitän von den guten alten Zeiten schwärmt, als die Schiffe noch getreidelt wurden?

Trotz stundenlanger detektivischer und schwitzender Suche, ist es uns nicht gelungen wenigsten noch einen kleinen Rest des Kanals zu entdecken.
Hier in Marseilles-lés-Aubigny wurde er vollkommen zugeschüttet. Freunde des Kanals haben einen Verein gegründet und 17 km der Trasse bei St.-Armand mit 2 Schleusen und einem Aquädukt wieder mit Wasser befüllt.

So können wir heute leider nicht mehr in die Cher fahren und das Berry erkunden. Doch dank moderner Logistik bleibt uns der Genuss der Weine von Pouligny oder der grünen Linsen des Berry nicht versagt. Die grüne Linse ist eine Spezialität Frankreichs und hat wenig mit ihren getrockneten Vettern aus dem Ausland zu tun.
Sie stammt aus der jeweiligen Jahresernte, schmeckt ausgezeichnet und wächst fast ausschließlich im Landstrich Berry.

Das Berry mitten im Herzen Frankreichs ist eigentlich der letzte Ort, wo man Verbindungen ausgerechnet zu Schottland vermutet. Im Jahre 1423 gab Karl VII. dem Hauptmann der schottischen Garde John Stuart die Gemeinde Aubigny-sur-Nére als Lehen. Als Sitz der Stuarts hat sich der Ort über alle Jahrhunderte seine schottische Tradition bis zum heutigen Tage erhalten.

Die Seele dieses Landstriches ist schon ein klein wenig surreal.
Wer sonst, wenn nicht die Franzosen, würde sich fragen, wo denn das geographische Zentrum seines Heimatlandes liegt?!

Im Cher streiten sich drei Dörfer um die Ehre, der genaue Mittelpunkt Frankreichs zu sein. Je nach Datum und Berechnungsmethode nimmt jede Gemeine das Recht für sich in Anspruch.

In jedem der drei Dörfer wird die "Nabel-Lage" auf eigene Art dargestellt:
In Bruére findet man einen großen Meilenstein, in Vesdun eine riesige Steintafel und in Saulzais einen Grenzstein.
Und dann ist da noch Blancafort, das sich seit kurzem sogar rühmt das geographische Zentrum "Eurolands" zu sein.

Und da die Grande Nation besonders nationalstolz ist, glauben wir den Franzosen natürlich auch, wenn sie behaupten, dass hier im Berry das erste gefüllte Bonbon der Welt im Jahre 1879 von dem Konditor Georges Forest erfunden wurde.

Das Berry, die Sologne, das Sancerrois oder Val de Loire im Departement Cher alle etwas Abseits der großen Verkehrswege, haben sich ihre ganz eigenen Gebräuche und Traditionen bewahrt. Unverwechselbar im Charakter, der Lebensfreude und seiner verschiedenartigsten Landschaften.

Doch leider haben sie den Canal de Berry zugeschüttet und wir bleiben auf unserem Canal Latéral á la Loire.