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Die Franche-Comté
Im Franche-Comté stand auch die Wiege für das Nationalgetränk der Franzosen. Absinth wurde zum Standardgetränkt der Franzosen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Auch auf die Brückenhöhe kann man sich nicht mehr verlassen. Manchmal läuft direkt neben uns eine Straße, zum Kanal abgetrennt mit einem Zaun aus Betonpollern, die verdächtig an Zinnen erinnern. Sofort geht die Fantasie mit mir durch. Die karstige graue Felswand neben der Straße könnte leicht eine mittelalterliche Burgruine sein und wir fahren in ihrem Burggraben, sogar unter der Zugbrücke hindurch, die extra für uns gehoben wird. Mein Ritter in strahlender Rüstung (braunes T-Shirt, damit man die Krümel vom Schnupftabak nicht sieht) hat nur Augen für seine Zweitgeliebte. Wenn wir so einen Schleusenkanal verlassen kommen wir direkt am wilden Wehr vorbei. Mit Macht versucht es das Schiff an sich zu reißen. Da ist Umsicht angesagt, keine Tändelei. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich immer und immer wiederhole, das Tal des Doubs ist wunderbar dramatisch, wenn auch seine Betonnung etwas abenteuerlich ist. Siehst du plötzlich vor dir einen kleinen roten Zipfel aus dem Wasser ragen, ist das sicher der Rest einer abgesoffenen Tonne. Oder diese Schilder am Ufer die sagen >15 m, da soll man 15 m raus, nur wie lange? Doch haben wir nicht Abenteuer gesucht? Alleine die Landschaft um uns wird zum nie vergessenen Erlebnis. Aber die Schüsseln voll Brombeeren die Manfred pflückt bringen mich in echte Kalamitäten. Glücklicherweise haben wir noch eine volle Flasche Stroh-Rum dabei, ein traumhafter Rumtopf. Der Rest ergibt mit Quark ein wundervolles Dessert. Ich kann es eigentlich selbst nicht so recht verstehen, aber irgendwie endet jede meiner Geschichten mit Essen. Natürlich geht es mir wie allen Dicken, wir reden nur davon und essen so gut wie nichts und das alleine macht uns schon dick. Der Mensch von heute will das Leben von übermorgen mit dem Ernährungsverhalten von vorgestern. Das kann ja nicht klappen. Unser Wetter? Wie überall zur Zeit. Man muss sich dreimal täglich einölen, dann läuft der Regen besser ab. Dadurch fällt natürlich auch unser Barbecue ins Wasser, obwohl wir uns extra einen wunderschönen Picnic-Table im Busch ausgesucht haben. Nachmittags kommt mit Schwung eine kleine rasante Sundancer unter der Brücke durch, sieht uns in der Ausbuchtung liegen und haut sofort den Rückwärtsgang rein. Manfred hilft beim Anlegen und grinst als er zurückkommt. " Die kommen aus Mallorca und schimpfen auf unser Sauwetter." Das ist sein ganzer Kommentar. Weil unser Picnic ins Wasser fällt, hat Jan sofort umdisponiert und lädt uns zum Dinner ein. Sie ist eine leidenschaftliche und begnadete Köchin, das kommt uns oft zu Gute. Wir sind etwas vor der Zeit, machen noch mal einen schnellen Schwenk an das neue Boot um ein paar Worte zu wechseln und sie eventuell zu einem Wein einzuladen. Eine Minute nach der Begrüßung wissen wir bereits, dass sie ein Haus in Mallorca und eines in Deutschland haben. Dass sie 8 Jahre in Mallorca gelebt haben und jetzt in Deutschland endlich die Pension (natürlich nicht die Rente) durch ist und dass sie im Winter Skifahren gehen. Natürlich waren sie früher Segler. Segler zu sein hat anscheinend ein weit höheres Image als schnöder Motorbootfahrer. Freundlich wünschen wir ihnen eine gute Weiterreise. Warum sollten wir sie zu einem Gespräch einladen, wir wissen ja schon alles und an der Höhe ihres Bankkontos und ihrer Investments sind wir nicht sehr interessiert. Amüsiert stelle ich Vergleiche an: ich, die weibliche Variante des Michelin-Männchens, in meinen verwaschenen, ausgebeulten, superbequemen und mitwachsenden Stretchjeans; mein Spatzel, der auserkorene Liebling aller gemeinen Fleckenzwerge. Und diese Beiden, elegant, sportlich, gestylt, mit perfekter Frisur, in Designer-Jeans. Wir sehen aus wie Promenadenmischungen zwischen kunstvoll getrimmten Königspudeln. Uns müssten sie wahrlich nicht imponieren. Ist das Leben nicht schrecklich kompliziert wenn man ständig versuchen muss einen anderen zu beeindrucken um sein Selbstwertgefühl zu heben? Nun, wir lassen uns von Jans Kochkünsten beeindrucken und lachen uns wehe Bauchmuskeln über die Snobs dieser Welt. |