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Canal du Loing


Der Canal du Loing ist bis zu seinem Anschluss an den Briarkanal 49 km lang und hat 19 Schleusen.
Er verbindet das Tal der Loire mit der Seine. Das kleine Flüsschen Loing wurde schon früh zur Beförderung von Fracht benutz.
26 unpraktische Fahrwasserwehre behinderten die Schifffahrt. Einerseits wurde die Loing oft von Hochwasser gequält, andererseits gab es lange Trockenzeiten, in denen die Schiffer gezwungen waren mit den zahlreichen Mühlenbesitzern zu verhandeln um zusätzliches Wasser zu kaufen. Am Ende einer Talfahrt nach Paris mussten die Schiffseigner meist ihre Schiffe zu Schleuderpreisen verkaufen, da eine Rückreise zu Berg zu schwierig und zu zeitaufwendig war.

Der Bruder des Sonnenkönigs, der Herzog von Orléans, war ein erfolgreicher Kanalbauer. Sein Kanal von Orléans nach Briare war äußerst ertragreich. Er beauftragte Vater und Sohn Régemortes und den beiden gelang es den Seitenkanal der Loing in nur 3 Jahren fertig zu stellen. 1863 kaufte der Staat den Kanal und modernisierte ihn in großem Umfang. Er vertiefte das Fahrwasser und vergrößerte die Schleusen.

St. Mammés ist ein Penischen-Treffpunkt und entsprechend belagert sind seine Ufer.



Wir schippern die Loing hinauf um den wunderschönen mittelalterlichen Ort Moret-sur-Loing zu erkunden.

Leider gelingt es den kleinen Ortschaften nicht immer optimal ihre Altertümer zu pflegen und zu restaurieren. Die Kirche, in ihrem Ursprung 1000 Jahre alt, zeigt viele Verfallserscheinungen. Die Brücke über die Mühlenteiche ist eine der ältesten in der ganzen île de France. Die Spezialität des Ortes sucre d'orge, ein hartes Karamellbonbon, werden wir nicht erstehen. Wir lutschen immer noch an unserem Kilo bêtises von Camprai.

Die neue Steganlage in Moret ist überfüllt mit Booten aller Nationen. Abends sitzen wir alle zusammen und machen ein Barbecue, anschließend ein Lagerfeuer. Alles wird mehrere Male erzählt, einer muss immer für irgendeinen übersetzen. Es ist laut, lustig und gelebte Völkerverständigung.

Trunkene Abendfreude hat fastende Morgensorge.

Einige Kilometer im Hinterland liegt das Schloss von Fontainbleau. Man kann es von hier aus erreichen.
Reizen würde es mich natürlich. Doch wir verzichten zu Gunsten der Faulheit. Erst eine halbe Stunde zum Bahnhof laufen, dann eine Zugfahrt und anschließend noch mal mit dem Bus, werden wir ein andermal machen.

Unser Kanal läuft parallel zur Loing, ein in die Landschaft eingewachsener Wasserweg. Teils schlängelt er sich durch Baumalleen, teils an den Hinterhöfen und -Gärten von Ortschaften vorbei.
Es ist interessant die unterschiedlichen Auffassungen der Menschen von Gärten zu sehen. Es ist alles vorhanden, vom Kartoffelacker bis zum herrlich blühenden Frühsommergarten. Erstaunt sind wir, dass ganze Wälder von Bambus am Ufer stehen. So weit im Süden sind wir doch eigentlich nicht.
Und immer wieder faszinieren mich die riesigen Calla-Stauden. Diese wunderschöne Blume in freier "Wildbahn" ist ein Genuss.

In Nemours trifft der Kanal auf den kleinen Fluss. Hier rasten wir wieder. Einkaufen, die Kirche aus dem 12.Jh. mit ihrer ausnehmend schönen Orgel bestaunen, das übliche Programm.

Hinter der Ecluse 11 steht die ehemalige "Auberge au Fil de l'Eau". Der Frankreichreisende Hugh McKnight speiste hier vor 20 Jahren und beschrieb diesen Besuch:

"Als wir ankamen flatterte zunächst eine Gruppe weißer Ziertauben auseinander. Der Haupteingang war eingeengt von zwei Kakadus und einem Hirtenstar, der auf deren Käfig saß. Kaum hatten wir an unserem Tisch Platz genommen, fanden sich erwartungsvoll ein wolliger, halbblinder Hund von unbestimmter Rasse, ein junger Schäferhund und ein Whipped ein. Tropische Fische schwammen in einem Aquarium, das die gesamte Länge der Bar einnahm. Während des Mahles flogen Tauben auf der Suche nach Krumen durch das offene Fenster herein. Auch die Einrichtung war bizarr: abgewetzte, einfache Stühle und Sofas, fernöstliche Antiquitäten, Gemälde und religiöse Gegenstände, die wohl einst die Dorfkirche geziert hatten. Nachdem der Eigentümer seine Arbeit in der Küche beendet hatte, setzte er sich in seiner schmuddeligen Schürze zu uns, trank mit uns und gab dabei dem Kakadu, der auf seiner Schulter hockte, fortwährend Küsschen. Das Essen war schmackhaft und nicht teuer und nach den Kunden, Anglern und dem Schleusenwärter, zu urteilen, waren Besucher von außerhalb sicher selten."

Der alte Taubenschlag, Hundehütten und Reste der Menagerie, auch das ehemalige Reklameschild sind noch gut zu erkennen. Es ist schade, dass solche Unikate in unserer ach so modernen Zeit für immer verloren sind. Als wir das letzte Mal hier vorbei kamen, war das Haus leer und stand vor dem Verfall. Heute ist es wieder bewohnt und die Vorderfront sieht schon wieder ganz passabel aus.

Die Loing steht in dem Ruf vor Fischen nur so zu wimmeln, ja sogar das fischreichste Gewässer ganz Frankreichs zu sein. Entsprechend belagert sind Flüsschen und Kanal von Anglern. Leider sitzen sie immer auf der falschen Seite des Kanals, sonst bräuchten sie keine 10 m langen Angelruten um am gegenüberliegenden Ufer zu fischen.