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Der Doubs


Der Doubs entspringt in einem tief eingeschnittenen Tal des Hoch-Jura. Durch die grünen Schluchten des Karstgebirges bahnt er sich seinen Weg in einem Land von ungezähmter, eigenartiger Schönheit und Wildheit. Das grüne Doubs-Tal Goumois bildet das Grenzland zwischen der Schweiz und Frankreich und ist gleichzeitig eine der schönsten Landschaften der Franche-Comté.

Das Juragebirge ist das felsige Rückrat der Freigrafschaft. Als habe die Natur des Tertiärs ein Tischtuch in Falten geworfen, liegt das Jura wie ein Butterhörnchen eingeklemmt zwischen dem Rheintal und dem Oberlauf der Rhône. Zahlreiche kleine Wasserläufe, tosende Wildbäche, vorhang- und fächerförmige Wasserfälle, unzählige kleine Quellen, mächtige Töpfe wieder zutage tretender unterirdischer Flüsse, eine Region mit 70 natürlichen Seen, Berge, Täler, schroffe Felswände, Kalksteinklippen, zahlreiche Grotten und Höhlen, feindliche, teuflische Orte aber auch romantische Gegenden zum Träumen und Nachdenken, das ist das Jura.

Der Doubs wurde bereits zu Römers Zeiten benutzt um Fracht aus dem Mittelmeer über Rhône und Saône nach Montbéliard zu bringen. Von dort wurde sie über den Landweg weiter an den Oberrhein transportiert. Die Schiffe waren sehr flach, viele Untiefen und Felsen wechselten ab mit reißenden Abschnitten und machten die Reise sehr beschwerlich. Im Sommer kämpften sie mit großer Trockenheit, im Frühjahr und Herbst mit unvorstellbar wilden Hochwassern. Flussregulierungen mit Hilfe von Schleusen kannten die Römer vor über 2000 Jahren noch nicht.

Der erste Plan einen Kanal zu bauen und den Doubs zu regulieren und somit das Mittelmeer mit dem Rhein und somit auch mit der Nordsee zu verbinden, wird einem Pionier-Offizier namens Le Chiche zugeschrieben. 1774 unterbreitete er seinem Herrscher Louis XV. einen Vorschlag für einen richtig ausgebauten Wasserweg. Er legte die Stelle zum Überschreiten der Wasserscheide, also die Scheitelhaltung fest und skizzierte den Verlauf des Kanals. Dieser Plan kam nicht zur Ausführung.

Der Ingenieur Betrand legte 40 Jahre später einen neuen Plan vor, der sich allerdings mit dem Entwurf von Le Chiche deckte. Dieser Plan wurde angenommen, obwohl der Offizier Monsieur Bertrand des Plagiats bezichtigte, was meines Wissens allerdings ohne Folgen blieb. Zwischen 1791 und 1802 wurde der erste Teilabschnitt zwischen der Saône und dem Doubs festiggestellt. Dann kam es wegen der politischen Wirren zu einer Unterbrechung des Kanalbaues, der erst wieder aufgenommen wurde, als sich die politische Lage zum Ende der Revolution wieder stabilisiert hatte. Im Kaiserreich führte der Kanal den Namen Canal Napoléon. Der Untergang es kleinen Korsen brachte einen erneuten Baustopp und der Kanal erhielt den Namen Canal Monsieur. Erst 1833 wurde der Kanal fertiggestellt.

Durch den Entschluss der französischen Wasserbaubehörden alle Schleusen in Frankreich auf das Freycinetmaß für Penischen auf 38,5 m umzubauen, wurden die Bauarbeiten 1879 wieder aufgenommen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das Elsass bereits von den Deutschen annektiert, so dass die Arbeiten erst nach Ende des 1.Weltkrieges 1921 abgeschlossen wurden.

Die erste Penische, die den Kanal und den ausgebauten Doubs vom Rhein bis in die Saône befuhr, war die "Marèchal-Joffre". Als 1961, durch umfangreiche Ausbaumaßnahmen der Verbindung zwischen dem kanalisierten Rhein und Mühlhausen, die Schleusen auf 85x12 m für Rheinschiffe erweitert wurden, wurde ein 64,6 km langes Stück des ursprünglichen Kanals für den Verkehr geschlossen. Heute ist im Gespräch, dass Teile dieses Kanals für die Sportschifffahrt wieder geöffnet werden sollen. Das lässt das Herz jedes Lustfressers höher schlagen, durchquert er doch ein weiteres Stück Elsass.



Lange kalte Winter, in denen der Schnee ihre Höfe von der Außenwelt abschnitt, zwangen die Bergbauern des Jura sich eine Methode auszudenken, wie sie ihre Lebensmittel haltbar machen konnten. Wegen der Kälte musste kräftig geheizt werden, so machten man sich die gewaltigen Kamine zu nutze, die sogenannten "Tuyés", in denen noch heute auf traditionelle Art Würste und Schinken geräuchert werden.

Die bekannteste Wurst trägt den Namen "Jésus de Morteau", weil sie angeblich so gut ist wie er. Eine grobe Mettwurst, luftgetrocknet im Rauch von Nadelhölzern und Wacholder

Schwieriger war schon die Haltbarmachung der vielen Milch. So entwickelten sie einen Hartkäse, den sie zu großen Rädern pressten. Es konnte nicht nur einen Winter lang gelagert werden, sondern sogar noch den nächsten überdauern, ohne etwas von seinem herrlichen Geschmack einzubüßen. Im Gegenteil, er wurde immer besser. Da aber für einen einzigen Käse fast 500 l Milch erforderlich waren, schlossen sich die Bauern bereits im Mittelalter zu kleinen Genossenschaften zusammen. Jeder brachte die Milch seiner Kühe zur "fructerie", um sie dort Früchte bringen zu lassen. Über 250, heute fruitières genannten, Gemeinschaftskäsereien stellen heute noch im Jura den unübertrefflichen Comté her. Er ist verwand mit dem Schweizer Greyerzer, sein voller Name ist Gruyère de Comté.



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Der Comté basiert ausschließlich auf Rohmilch. Die Milch wird erhitzt, dann werden Fermente und Lab zugesetzt, dann kommt der Bruch in eine Form mit einem Reifen aus Buchenholz und einem Untergrund aus Fichte. 24 Stunden wird er gepresst, dann lagert er für kurze Zeit in einem sehr kühlen Keller, damit sich die Form festigt und Bakterienbefall verhindert wird.

Anschließend reift er mindestens 90 Tage, manche auch bis zu 24 Monaten in einem wärmeren Keller. Der Comté ist ein sehr salzarmer Käse, dessen Milch ausschließlich von der Rinderrasse "Montbéliarde" stammt.

Die Milch ist besonders reich an Fett und Kasein, weil die Kühe nur mit frischem Gras und Kräutern ernährt werden. Silo-Futter ist strickt verboten.

Einen Comté genießt man am besten pur, vielleicht mit einem Gläschen Vin jaune, einem urtümlichen Wein des Jura. Jahrelang reift er in sehr alten Eichenfässern. Je älter die Fässer, desto eigentümlicher der Wein, desto besser die Qualität. Es wird behautet der Vin jaune sei der seltenste und kontrollierteste Wein der Welt und auch der einzige der fünf Winzergenerationen lang genießbar bleibe. Mir allerdings schmeckt er nicht besonders, doch das will weiter nichts heißen, denn bei mir muss jedes Getränk süß sein.



Noch eine Käsespezialität aus dem Jura ist der Vacherin Mont d'Or, ein Weichkäse, der in kleinen Fichtenholzschachteln reift.

Der sehr cremige Käse wird nur von September bis Mai verkauft.

Mit einem Schuss Calvados in der Mitte, gespickt mit Knobi, in der Schachtel erwärmt, mit Quellkartoffeln gegessen, ein unübertrefflicher Genuss.

Eine andere Spezialität ist der Morbier, ein milder Schnittkäse, der nur gepresst, aber nicht gekocht wird. Charakteristisch ist der schwarze horizontale Streifen, der den Käse in halber Höhe durchzieht. Ursprünglich handelte es sich dabei um Asche, mit der die Bauern die Morgenmilch abdeckten, um sie dann abzuwischen, wenn sie am Abend die Form mit der Abendmilchauffüllten. Wenn er nur nicht so grauenhaft stinken würde.

Die Franche-Comté, das Mekka der Schlemmer. Und dabei soll ein Käsefan wie ich schlank werden und enthaltsam bleiben.