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Die Seine



Die Seine ist von ihrer Quelle in Burgund, 34 km nordwestlich von Dijon, 776 km lang.
Ein Blick aus der Vogelperspektive beweist, warum sie den lateinischen Namen Sequana, die Schlange, trägt.
Die meisten Quellen eines berühmten Flusses sind recht unscheinbare Lokalitäten.



Nicht so das Quellgebiet der Seine.

Die Stadt Paris erwarb dieses Gebiet im 19. Jh. und machte daraus einen bezaubernden Ort.
In einem Pinienwäldchen findet man eine Grotte, in der eine Statue der Göttin Sequana hingestreckt liegt.
Dem Wasser der Quelle werden heilende und sexuell stimulierende Kräfte zugesprochen. Ist Paris die Stadt der Liebe, weil einige Tropfen dieses Wassers ihren Weg bis hierher gefunden haben?
Vielleicht profitieren auch wir davon, wenn wir hier vorbei schippern.

Ab Marcilly-sur-Seine ist die Seine schiffbar und durchbricht 535 km später bei Le Havre die Côte de Nacre, die Perlmutküste, um sich endgültig im Ärmelkanal zu verlieren.

Die Seine durchfließt die Champagne, die île de France und die Normandie.

Die Normandie ist bekannt für ihren Cidre, für Calvados und für seine hervorragenden Milchprodukte. Aber sie ist auch die Wiege des Impressionismus. In den Bilder von Claude Monet spiegelt sich die normannische Architektur der Landschaft, in Blumen und Pflanzen spielen Sonne und Wind.

König Philipp II. von Spanien entsandte 1588 seine Armada gegen das protestantische England.
Eines dieser Schiffe hieß "El Salvador". Es war genauso glücklos wie der Rest der Armada und erlitt Schiffbruch vor der Küste der Normandie. Hocherfreut von dieser leichten Beute feierten die Normannen wahrscheinlich ihren Gewinn mit Apfelbranntwein, den sie damals schon aus Cidre brauten. Je größer die Freude, desto größer der Durst.
Die Zungen der Nordmänner wurden wohl immer schwerer, aus Salvador wurde Calvados. Das gefiel ihnen so gut, dass sie alsbald ihre Heimat und später auch ihren Lieblingsschnaps so nannten.

Der Calvados von damals, ließ den Genuss von heute allerdings nur ahnen. So kratzig und scharf wie er aus dem Brennkolben kam wurde er auch getrunken. Inzwischen sind Brenn- und Reifeverfahren entschieden verfeinert worden. 48 verschiedene Apfelsorten sind für die Herstellung von Calvados zugelassen. Die alten, traditionellen Apfelsorten bestimmen den Charakter des Destillats. Von den in der Normandie geernteten Apfelsorten werden 30 % zu Calvados gebrannt, aus 50 % wird Cidre gemacht und aus den verbleibenden 20 % gewinnt man Saft. Wahrscheinlich wird aber der eine oder andere Apfel auch gegessen. Um einen Liter reinen Apfelbrand zu erhalten braucht man 18 kg Äpfel. Heute wird Calvados wegen der größeren Sanftheit auch mit 30 % Birnenanteil gebrannt. Guter Calvados wird zweimal gebrannt. In Eichefässern oder ausgedienten Sherry- und Portweinfässern erhält guter alter Calvados eine satte braune Farbe und zunehmende Milde. Zwei Jahre muss er Minimum reifen. Je länger er lagert desto höherwertig Geschmack, Qualität und Preis.
Die Franzosen nannten ihren Calvados früher trou normand normannisches Loch.
Als Verdauungshilfe zwischen den einzelnen Gängen schafft er Platz, ein Loch, für neue Genüsse.

Aus dem Departement Calvados stammt aber noch eine weltbekannte Leckerei, der Camembert. Er ist wohl der bekannteste Vertreter des "fromage à croûte fleurie". Er entstand weder im Mittelalter noch in einem Kloster. Den Camembert gibt es erst seit 200 Jahren.
Die Bäuerin Marie Harel aus Camembert in der Normandie war eine mitleidige Seele. Während der Französischen Revolution versteckte sie einen verfolgten Priester aus dem Brie-Gebiet auf ihrem Hof. Als Dank für ihre Hilfe half er ihr ihre Kenntnisse in der Käseherstellung zu vervollkommnen.



Ein echter Camembert besteht immer aus 2,2 l nicht pasteurisierter Rohmilch. Gesalzen wird nur mit feinem trockenem Salz. Die Entstehung der flaumigen Außenschicht unterstützt man heute mit einer Dosis Edelschimmel, dem Penicillium Camemberti. Der Camembert lagert in speziellen Kellern und muss jeden zweiten Tag gewendet werden.
Nach 16 Tagen kann man schon erkennen was es werden soll, doch es dauert nochmals ca. 30 Tage um ihn zu vollendeter Reife zu bringen.
Kein anderer Käse fand mehr Nachahmer als der echte Camembert aus der Normandie.

Wir aber wenden uns in Conflans nicht etwa nach rechts, westwärts, Richtung Normandie, Le Havre und Ärmelkanal, sondern nach links, ostwärts, Destination á Paris.

Was uns aber keinesfalls hindert einen köstlichen Camembert mit Baguette und einem leckeren Gläschen Vin rouge oder Cidre zu genießen. Der wunderbar sahnige Camembert de Normandie wird unsere lebenswichtige Organe mit einer schützenden Isolierschicht überziehen, so dass ein paar kleine Gläschen Calvados unsere innere Sonne zum Leuchten bringt.