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Canal du Rhone au Rhin, branche nord



Als krönenden Abschluss unseres Frankreichaufenthaltes gönnen wir uns nochmals einen Abstecher in den alten Canal du Rhone au Rhin, branche nord.

Plobsheim rief und viele, viele kommen.
Auch uns hat die Kunde erreicht: In Plobsheim ist Skippertreffen. Wikingerfest.

Plobsheim wäre ein völlig uninteressantes kleines Dörfchen, wäre hier nicht die gotische Kapelle Notre-Dame-du-Chêne, ein Wallfahrtsort der Binnenschiffer.
Plobsheim liegt mitten in einer Riedlandschaft, einem Feuchtgebiet, das sich 10 km längs des Rheins erstreckt.
Die Ill verläuft parallel zum Rhein und hat sich hier in mehrere Arme geteilt. Außerdem durchzogen viele kleine Grachten das Gebiet.
Die Kanalisierung des Rheins hatte das Sinken des Grundwasserspiegels und das Austrocknen des Sumpfgebietes zur Folge. Immer noch findet man hier viele kleine Brücken, die heute völlig einsam in der Wiese stehen.
Durch den Bau des Rhein-Rhone-Kanals wurden die Ill-Arme abgeschnitten, teilweise zugeschüttet und das restliche Gebiet trocken gelegt.

Manfred, immer besorgt meinen Wissensdurst zu stillen, erkundigte sich nach der Geschichte der Kapelle und der Erfolg war erstaunlich.
"Morgen kommt der Kapelles, der kann euch alles erzählen, der kennt sich aus," wurde ihm mitgeteilt.
Und tatsächlich, der Kapelles stellte sich heraus als gewichtiger, rotwangiger älterer Mann, der von seiner Wichtigkeit überzeugt als Hüter und Beschließer der Kapelle agiert.
Natürlich hat er Unterlagen, alte Handschriften und Bücher, schließlich hat er früher mit seinen Eltern in der Eremitenwohnung, auch Waldbruderwohnung genannt, in der Kapelle gelebt, als sein Vater noch der Kapelles war.
(Sie hatten keinen Strom, aber einen Brunnen und das Wasser kam sogar bis in den ersten Stock in die Küche)



Die Ausrucksweise in den alten Schriften ist teilweise so urig und zauberhaft, dass ich sie mit Begeisterung wörtlich zitiere:

Die Niederschrift eines unbekannten Schriftsteller aus dem beginnenden 16. Jh.:
Bei Erstein trennt sich ein Wasserlauf von der Ill, der unterhalb Krafft zwei Arme bildet. Der erstere und größere mündet nach zwei Stunden in den Rhein. Er kann von größeren Schiffen befahren werden. Das andere, kleinere Wasser zieht sich nach Plobsheim. Es ist kleinen Schiffen zugänglich. Von dort wendet es sich nach Straßburg und mündet bei S. Arbogast in die Ill. Zwischen Erstein und Krafft bezeichnet man den Lauf mit dem Namen Krafftwasser. Die Strecke zwischen Krafft und Plobsheim heißt Dum-Rhein. Von Plobsheim abwärts ändert sich die Bezeichnung abermals und gibt den Krumme-Rhein. Zwischen Krafft und Plobsheim erhält der Dum-Rhein auch einen Zulauf. Seinen Namen aber trägt er zu Unrecht; denn seine Wasser entstammen nicht dem Rhein, sondern der Ill....

Man könnte diese Landschaftsbeschreibung auch heute nicht besser ausdrücken.

Der hanau-lichtenbergische Amtsmann Bernhard Hertzog gibt aus dem 16.Jahrhundert folgende Kunde:

Zur Aych

Also von den Teutschen heydnischen Priestern der Druyden genant
welche gemeinlich bey geheyligten un gebauten Eychen
gepflegt sich auff zuhalten
un jhre opffer unn Gottesdienst zu verrüchten
ist etwan vorzeiten allein mit einer Hütten bedeckt gewesen
und war der Altar in den Eychbaum geschnitten
hernach hat Her Adam Zorn Ritter
ein Kirchlein dahin gebawen
und seind vorzeitten vil Walfarten dahin gangen
wie dann auch die Beckenzunfft von Strassburg etwan mit fliegendem Fanen jährlichs dahin gezogen sein sollen.

Eine Schrift aus dem 18.Jh. sagt:

Unweit Plobsheim, drei Meilen von Straßburg entfernt, liegt in der Ebene die Kapelle zur Aych. Im Innern derselben erhebt sich hinter dem Altar der Stamm einer sehr alten Eiche. Neben der Kapelle erhebt sich ein kleiner Eichwald. Hier sollen die Druiden früher ihre Opfer dargebracht haben.

Die Legende erzählt, dass der Ritter Adam Zorn von Plobsheim in einer Schlacht die Mutter Gottes um Errettung seines Lebens anflehte und ihr dafür zum Dank eine Kapelle bauen wollte. Beide hielten ihr Versprechen.



In der Aufzeichnung steht:

Als Adam Zorn sich ans Werk machte, um die Steinkapelle zu errichten, wollte er sie an den Eingang der Obergasse stellen. Er ließ das Baumaterial an dieser Stelle auf dem Himmeryboden ansammeln. Wie man aber an die Ausführung des Baues schreiten wollte, war alles verschwunden und das Material lag an der Stelle der heutigen Kapelle, die so dort gebaut wurde.

So kam es, dass die Kapelle mitten im Eichwald stand, der heute leider völlig verschwunden ist. Und so kam sie auch zu ihrem Namen, elsässisch Maria zur Aych und französisch Notre-Dame-du-Chêne.

Es gibt auch noch viele Schriften in französisch, die ich nicht notiere, da sie für mich ein Buch mit sieben Siegeln sind.

Zum Abschluss versuche ich einige Sätze aus einer elsässischen Handschrift zu zitieren, die "Einige von Plobsa" gewidmet ist, schwer zu entziffern, aber einfach zauberhaft:

Im Jähr 1454 hett der Adam von Zorn die Kapell Maria zur Eich gebaua als Glückliche heimkehr von seinem Feldzug. Die beiden Fesmen im süden von Plobsa sind die Letzten überblätzel vom a Dorf wo Dumemheim hett geheissa und wo bima Hochwasser verschunda esch von Rhin as esch im Jahr 1333 g'sin. Der Rhin lief überral beim Hochwasser herrum, man sieht es heute noch..

.. (Irgendwann wurde ein Stausee gebaut)

Die Fischer wo im Wald gewohnt han alle ihri Wohnungen liegen im See.
Der Rhein war damals noch nicht reguliert und lief beim Hochwassa uberrall herrum.
....gab es noch Goldwäscher welches Gold aus dem Sand siebten, es war eine mühselige Arbeit.
Dann gab es Holzschuhmachers ist auch noch da. Dann es Seilers Gottfredels die drehten Seilen von schnürren gibt heute eine Straße rue des cordiers......

Ja, so war das in der guten alten Zeit in Plobsa.

Ein Gottesdienst in der Kapelle und die übliche "bénédiction des Bateaux", Segnung der Boote, abends ein wildes Wikingerfest, schon ist unser letztes Wochenende in Frankreich beendet.

Auch hier trennen wir uns wieder von alten Freunden und neuen Bekannten, in der Hoffnung, dass man sich im nächsten Jahr irgendwo in Frankreich wieder trifft.

Durch die Nordschleuse von Straßburg geht es zurück in den Rhein. Die letzte Etappe unserer Reise beginnt. Der Rhein ist hier wieder ein freundlicher Fluss, wenn auch nicht gerade umwerfend aufregend.