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Canal du Rhone au Rhin und le Doubs





Canal du Rhone au Rhin und le Doubs teilen sich auf großen Strecken ein gemeinsames Bett. Doch die Verbindung zwischen Saône und Doubs bei Dôle ist ein künstlich angelegter Kanal.

Bereits in der ersten Kanalschleuse macht man Bekanntschaft mit den riesigen Schützen in den Schleusentoren. Obwohl heute nicht mehr durch Hebel von Hand von einem Schleusenmeister, sondern elektrisch bedient, bleibt einem erst mal bei den hereinbrechenden Wassermassen die Spucke weg.
Jeder, der noch die alte Art der Schützenbedienung durch Hebel erleben durfte, wird künftig mit Schleusenprahlerei sehr vorsichtig sein. Manchmal ist es besser den Mund zu halten, als ihn zu öffnen und alle Zweifel an der eigenen Dummheit zu beseitigen.

Die Schleusen bis Dôle wurden automatisiert. Manfred erhält vom Schleusenmeister einen elektronischen Drücker mit einem Display und eine zehnminütige Einweisung. Früher gab es mal einen Zettel und einen Drücker mit zwei Knöpfen, damit kamen selbst Dumme wie wir zurecht. Doch nun ist alles anders. Weil Elektronik ja nicht so helle ist, dauern die Schleusenmanöver natürlich auch viel länger und weil die Franzosen das wissen, sitzt wieder an jeder Schleuse ein Schleusenmeister und überwacht die millionenteuren Neuerungen. Und weil diese Arbeit gar so schwierig ist und die arme Elektronik auch mal ne Pause braucht, ist natürlich zwischen 12.30 und 13.30 Uhr Mittagspause.

Anglerlatein, Jägerlatein, Seglerlatein oder Bootsfahrerlatein, alles hat wenig mit dem kleinen oder gar dem großen Latinum zu tun, wird aber in jeder Sprache gesprochen und verstanden. Wir ewig Gestrigen werden weiter unsere dramaturgisch brisanten Gruselmärchen erzählen, die nachgewachsenen Oberwichtigtuer werden uns auch weiterhin ironisch belächeln. Doch nur solange bis ihnen selbst beim Aufspringen eines Schleusenschützen gurgelnde Wassermassen ums Boot brausen, das lässig in der Hand gefierte Tau durch die Finger rauscht, das Boot sich in der Schleuse verkeilt. Das wird ihre Gesichtzüge in Erfurcht erstarren lassen. C'est la vie.



Von seinem Abzweig an der Saône bis zu seinem Anschluss an den Grand Canal d'Alsace, dem kanalisierten Rhein, ist der Rhein-Rhone-Kanal mit dem Doubs 236 km lang und hat 114 Schleusen.

Die Natur um uns unterliegt einem gewaltigen Änderungsprozess. Die Grünfärbung des Waldes verändert sich.
Die Kirschen, die ersten Frühlingsblüher, sind auch jetzt die ersten, die ihre Blätter bunt färben und abwerfen. Die üppigen Farben des Sommers sind verblasst. Nur vereinzelt sieht man noch ein paar blaue Kornblumen oder Wegwarten. Habichtskraut und Löwenzahn behaupten ihr sattes gelb. Die einst strahlenden Sonnenblumen wenden verschämt und mutlos ihre braunen Köpfe gegen die Erde. Schilf winkt lässig mit braun-lila Wedeln. Die unverwüstliche Acker-Winde krabbelt der Sonne entgegen und ihre zarte Blüte stirbt schon nach einem halben Tag. Die herrlich weißen Dolden von Bärenklau und Sumpf-Haarstrang färben sich braun. Vereinzelt blitzt auch etwas pink- und lilafarbenes im Gras.
Die ersten Herbstzeitlosen recken keck ihre Köpfe.
Milliarden Samen von Götterbaum, Linde und Robinien bereiten sich auf ihre lange Reise ins Unbekannte vor. Buchen, Erlen und Eichen biegen sich unter der Last ihrer Kinder. Die Berberitze lockt mit knallroten Beeren.
Holunder und Brombeere gieren ins Einmachglas. Die Hagebutte singt vom Männlein, das im Walde steht.
Noch ist die Natur üppig, doch der Sommer schickt sich an seine Herrschaft über die Natur an den Herbst abzutreten. Nüsse und Äpfel sind reif, der erste Zwetschgenkuchen gebacken und aufgegessen, die geklauten Maiskolben werden auch bei längerem kochen nicht mehr weich, das letzte gemähte Gras verbreitet seinen würzigen Duft. Stare sammeln sich, Krähen rotten sich zusammen.

Die Franzosen haben übrigens ein prima Rezept zum Kochen von Krähen:
Man nehme eine Krähe, gerupft und ausgenommen, viel Suppengemüse, einen Bouillon-Würfel und einen schönen runden Stein aus einem Fluss, eine s.g. Bachkatze. Das ganze wird gekocht bis der Stein weich ist, dann werfe man die Krähe weg und esse den Stein.

Ein ähnliches Rezept existiert auch in Australien, dann ist der Vogel aber irgendein ebenso ungenießbarer Papagei.
Die Jagdsaison wurde eröffnet. Überall laufen wichtige Männer mit Gewehren herum und knallen auf alles was sich bewegt. Hoffentlich ist keiner kurzsichtig und verwechselt uns mit dem weißen Einhorn.
Die Nächte sind kühl und feucht, die Morgendämmerung dunstig. Der Herbst bereitet das Bett vor für die lange Zeit des Winterschlafes.

Eine wunderschöne aber lange Fahrt, wegen der langweiligen Schleusenmanöver, durch Wald und strahlenden Sonnenschein, nur einmal unterbrochen von einem schauerlichen Chemiewerk a la Mini-BASF mit großen kahlen Dekandierbecken, bringt uns nach Dôle.