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Die Loire

Wer bei Loire sofort leuchtende Augen bekommt und an die herrlichen Schlösser denkt, den muss ich leider enttäuschen.
Das Gebiet der Loire-Schlösser liegt viel weiter abwärts, unterhalb von Orléans, da der Verbindungskanal ja leider nicht mehr in Betrieb ist, bleibt uns dieser Genuss versagt.



Auf der Loire wurden schon frühzeitig viele verschiedene Arten von Booten benutzt. Bis zum Beginn des 19.Jh. waren sie aus Holz. Bis etwa 1760 waren die gebräuchlichsten Schiffe die chalands oder sapines. Sie waren bis 30 m lang und bis 4 m breit.

Spätere Versionen waren die sentines und die segelbaren vergées. Alles stabile Schiffe mit kieferbeplankten Eichenspanten. Das war auch dringend erforderlich, der Fluss war unberechenbar. Gewaltige Hochwasser wechselten ab mit langen Trockenzeiten

Sandbänke und Geschiebe machten ein Fortkommen schwer. Wo weder gerudert noch gesegelt werden konnte, wurden auch hier die Schiffe von Menschen, aber auch von Pferden, Eseln und Ochsen gezogen, die manchmal bis zum Hals im Wasser wateten. Besonders gut betuchte Passagiere bezahlten kräftig für das Glück an Land übernachten zu können, oder sie nahmen ihre Kutschen mit an Deck, um wenigsten ein Dach über dem Kopf zu haben.

Ein anderer Schiffstyp war die Roannaise, ein breiter Kahn aus Kiefer und Eiche, gebaut für den Einwegverkehr. Am Ende der Reise wurde der Kahn zerlegt, das Holz verkauft, nur einzelne Beschläge fanden eine Wiederverwendung.

Die Loire-Schiffer waren ein ganz eigener, kerniger Menschenschlag. Eine stolze Truppe mit eigener Tracht.
Sie trugen weite Pantalons, eine Bluse oder einen Kittel aus Segeltuch oder blauem Serge. Am Bauch gehalten von einem roten Flanellgürtel und einer silbernen Nadel. Ein breitkrempiger schwarzer Hut, Holzschuhe aus Weiden- oder Pappelholz. Zur Vollendung ein hellrotes Schultertuch, genannt tabac, es war für die Aufbewahrung des Pfeifentabaks wichtig.
Oftmals besaßen diese Schiffer mehrere Schiffe. Sie hatten einen wunderbaren Fischeintopf, den Matelot. Stolz nannten sie sich selbst "die Leute an Bord". Oft kehrten die Flussschiffer zwischen zwei Fahrten ins traute Heim zurück und fertigten dort Wetterhähne, Truhen und Fischreusen aus Weidenruten und Holz an.

Anfang des 19.Jh. gab es auf der Loire auch dampfgetriebene Schiffe.
Sie wurden ausschließlich für die Personenbeförderung eingesetzt. In den 30er Jahren führte man leichtere und schnellere Boote ein, hirondelles (Schwalben). Durch Überlastung der Druckkessel kam es immer wieder zu schweren Unfällen, bis 1839 die ersten inexplosibles auftauchten. Später setze man auch Dampfer für die Beförderung von Frachten ein, die remorqueurs.

Die Loire ist heute ein breiter, flacher Strom von großzügiger Wildheit.
Bewaldete und blanke Inseln sowie Geröllbänke bestimmen ihr Bild. Weiden und Pappeln rauschen an ihren sandigen Ufern. Sie ist der einzige naturbelassene Strom Frankreichs, ja ganz Europas. Selbst Pflanzenarten aus Afrika findet man hier. Entstanden aus Hinterlassenschaften von Zugvögeln. Geprägt von ursprünglicher Fauna lädt die Loire zur Flucht aus dem Alltag ein.

Die Region der Loire ist nicht nur wegen ihrer weitläufigen und friedlichen Landschaft bekannt.
Sie ist auch einer der wichtigsten Anbaugebiete von Champions in Europa. Für den Bau der legendären Loire-Schlösser wurden Steine gebraucht, die in unterirdischen Steinbrüchen abgebaut wurden. In diesen weit verzweigten Höhlen aus Tuffstein werden heute in völliger Dunkelheit die herrlichsten Champions gezüchtet. Auf großen Tabletts mit einem Gemisch aus Pferdemist, Humus und Lehm, bei 90 Grad Luftfeuchtigkeit und einer konstanten Temperatur von 12 - 16 Grad finden sie geradezu ideale Wachstumsbedingungen. Sonnenlicht brauchen Pilze zum wachsen nicht, weil sie keinen grünen Farbstoff, kein Chlorophyll besitzen. Nach ca. 10 Tagen ist eine Schicht reif. Dann heißt es Kopf ab und Platz machen für die nächste Generation.

Und noch eine Leckerei lässt die Herzen der Gourmets höher schlagen: Contrieau!
Dieser weltberühmte Orangen-Likör kommt aus Angers, der Loire-Stadt im Anjou. Eine Mischung aus bitteren und süßen Orangenschalen aus der ganzen Welt sind die wichtigsten Zutaten für das Destillat.

Ich werde während unserer Spazierfahrt durch den Lateral-Kanal noch einige Male auf die Loire zurückkommen, doch nun zurück zu unserem Wasserlauf.